Am Dienstag, dem 16. Juli 2024 haben wir uns im Rahmen der Vernissage zur Ausstellung »Work In Progress« auch zu einer Diskussionsrunde getroffen, die sich mit dem Thema »Arbeit der Zukunft« beschäftigt hat. Wobei die beiden Titel eigentlich eins sind. Das Diskussionsthema bestimmte einen Teil der Illustrationen als Auftragsarbeit, während sich die Illustrator:innen natürlich auch mit Ausschnitten aus ihrem Werk präsentierten. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht, lässt sich dafür aber (im wahrsten Sinne des Wortes) sehen: bitte vorbeikommen. Doch nun zum Rückblick. Um was ging es denn thematisch?
Lena Mardon und Anna Volquardsen von Dearwork war »verdichtetes Arbeiten« ein Anliegen. Ist der Podcast im Zug, der sich mit einem beruflichen Thema beschäftigt, jetzt Arbeit, oder nicht? Und wie ist das mit der »Führung« von Unternehmen und Teams gerade? Hierarchien verschwinden, werden hinterfragt, eigenverantwortliches Handeln wird genauso gefordert (und hoffentlich gefördert), wie agiles Arbeiten und Denken.
Das weiß auch Lisa Basten, Leiterin der Forschungsstelle »Arbeit der Zukunft« der Hans-Böckler-Stiftung. Sie fragte sich u. a. wie Leistung (zu)künftig bewertet wird. Und was ist, wenn man gerade die Leistung nicht so bringen kann (Krankheit) oder in einem anderen Bereich bringen muss (Pflege, Kinderbetreuung), als im klassischen Job? Care-Arbeit war ein großes Thema, zurecht. Und unterschiedliche Lebensphasen ebenfalls.
Interessant auch, dass KI tendenziell eher pessimistisch gesehen wird, zumindest so lange es gesetzlich keine klaren Grenzen gibt und nur der Markt entscheidet, ob er reguliert – oder wahrscheinlich eben nicht.
Es war also lebhaft, es war interessant, das Publikum hat sich toll beteiligt und – mit Verlaub: Wir fanden es die bislang beste Veranstaltung. Das allgemeine Feedback am Abend gibt uns da recht. Sehr inspirierend durch die beiden Seiten aus der Praxis (Dearwork) und aus politisch wissenschaftlicher Sicht (Lisa Basten). Apropos Feedback:
»Auch ich hatte den Eindruck, dass viele Menschen dankbar waren, dass ihr den Raum für eine etwas politischere Veranstaltung geöffnet habt, als sie gewohnt waren. Und die Illustrationen sind eben einfach genial 😊«, schreibt sie im Nachgang.
Toll auch, dass spontan zwei der Illustrator:innen ausführlich zu Wort gekommen sind und sich auf dem Sofa zur Runde gesellt haben: Jo Rüßmann zum Thema »verdichtetes Arbeiten« (wo setze ich mir selbst die Grenzen, wenn Beruf und Arbeiten immer mehr verschwimmt) und Shiwen Sven Wang sprach über KI (als »kleinen Bruder«).
Die neun Illustrationen, die mit unterschiedlichen Stilen die jeweils individuelle Sicht auf die Frage »Was ist für Dich Arbeit der Zukunft« thematisieren, wurden ebenfalls ausführlich besprochen.
Und danach gab es viele vertiefende Gespräche mit den drei Expertinnen und eben auch die Ausstellung »Work in Progress« mit »normalen« Arbeiten der neun Illustrator:innen.
Wo hört die Arbeit auf und fängt die Freizeit an? Ist Leistung dabei wichtig und wie wichtig ist das als Identifikation? Wer bin ich ohne meine Arbeit? Das waren und sind Fragen, die auch ein Ausrufezeichen verdient hätten, aus unserer Sicht, als wir an einem Dienstag am Feierabend über die Tatsache gesprochen haben, dass auch dies Arbeit sein kann. In diesem Sinne: Danke an das gesamte Team von GE59 und vor allem an den Moderator Fabian Grieger und Raphael Löwenhardt für die tollen Bilder.