Ursula Paletta und Quirin Bäumler kennen sich lange und haben manche biografische Gemeinsamkeit. Beide sind 1965 geboren, haben an der Akademie der Bildenden Künste München studiert und leben nun in Berlin. Dass sie, bei allen Unterschieden in der Arbeitsweise, auch ein künstlerisches Anliegen teilen, haben sie erst mit der Zeit entdeckt – und das gab den Anstoß zu ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung.
Wir freuen uns sehr, die beiden bei uns zu haben und laden herzlich ein zur
Der Titel liest sich selbstverständlich wie beiläufig, bis man bemerkt, dass dieser Blick nur in der Vorstellung möglich ist. »vom Horizont aus gesehen« ist eine Auseinandersetzung mit Bildern von der Welt, wie wir sie wahrnehmen und wie sie sein könnte.
Ursula Paletta nähert sich dabei mit den Mitteln der Fotografie. Wer den Raum mit den großformatigen Aufnahmen betritt, wird unmittelbar hineingezogen in amorphe Welten. Man denkt an Galaxien, Sternennebel, das Weltall. Tritt man näher, sind Blätter, Blüten, Wasser zu erkennen.
Im fotografischen Prozess trifft Licht auf lichtempfindliches Material und hinterlässt eine Spur. Etwas taucht auf, das vielleicht so nicht zu sehen war. Etwas, das erst in einem bestimmten Licht sichtbar wird, in einem bestimmten Moment oder Blickwinkel. Der reale Raum verwandelt sich in einen fotografischen Bildraum, der dem realen zwar äußerlich sehr ähnlich, aber keineswegs identisch ist.
»Diese Grundbedingungen der Fotografie verdichte ich in meinen Aufnahmen, um vordergründig die äußere Wirklichkeit abzubilden und gleichzeitig eine weitere Dimension des scheinbar Vertrauten sichtbar zu machen.«
(Ursula Paletta)
Quirin Bäumler wählt bei einer Reihe von Plastiken einen Arbeitsprozess, der ihn zwingt, intuitiv vorzugehen. Er modelliert nicht wie üblich die Positiv-, sondern die Negativform. Erst der Abguss in Gips oder anderen Materialien bringt dann die plastische Arbeit zum Vorschein.
»Wenn ich den Abguss zum ersten Mal sehe, bin ich häufig selbst irritiert und überrascht von der Erscheinung, von der transformierten Oberfläche und Wirkung. Es zeigt sich etwas, das ich vorher nicht planen konnte.«
(Quirin Bäumler)
Seine Zeichnungen beginnt Quirin Bäumler bewusst ohne Vorstellung im Sinne einer Bildidee. Er setzt spontan einen ersten Strich, tastet sich intuitiv vor, es entsteht ein Spiel von Sich-leiten- und auch Ausufern-lassen, von kontrollierter Brechung. Bis sich die Zeichnung verselbständigt, Tiefe, Form und »Leben« gewinnt.
Auch mit dieser Arbeitsweise geht Quirin Bäumler ins Risiko, denn beim Zeichnen kann nichts korrigiert oder übermalt werden. Der Künstler offenbart sich vollkommen mit dem, was da ins Dasein tritt. »Wenn es gut läuft, habe ich das Gefühl, dass mir etwas zufällt und das Werk ein Eigenleben annimmt«, sagt er.
Der Blick vom Horizont aus, von dem der Titel spricht, ist per Definition nicht möglich. Die Erweiterung oder mögliche Umkehrung des Horizonts aber, die hier auch gemeint sein könnte, bleibt wohl für alle von uns – Künstler:in wie Betrachter:in – eine wertvolle Maxime.
Ursula Paletta, geboren 1965 in München, studierte an der Akademie der Bildenden Künste München und der École nationale supérieure des Beaux-Arts Paris. Sie lebt in Berlin. Mehr über Ursula Paletta hier.
Quirin Bäumler, geboren 1965 in Weiden in der Oberpfalz, studierte an der Akademie der Bildenden Künste München bei James Reineking. Er lebt in Berlin. Mehr über Quirin Bäumler hier.
Die Ausstellung »vom Horizont aus gesehen« läuft bis einschließlich 1. Februar 2024 und kann wochentags mit einer kurzen Voranmeldung an info@ge59.space besucht werden.